Bezirksliga: Vorschau auf das Topspiel in Nattheim

20.05.2023

Bericht: Edgar Deibert, Heidenheimer Zeitung

Bild: Heidenheimer Zeitung

Herren I:

Urgestein kontra Physiotherapeutin: Armin Haas von der TSG Nattheim und Miriam Maier vom FV Sontheim im Porträt

Wahnsinn in der Bezirksliga! Die ersten drei Teams sind punktgleich. Vor dem Spitzenspiel am Sonntag zwischen der TSG Nattheim und dem FV Sontheim erzählen mit Armin Haas und Miriam Maier zwei Menschen von ihrer Gefühlslage, die zwar eng mit dem jeweiligen Verein verbunden sind, sonst aber nicht im Mittelpunkt stehen. Was das mit gefrierenden Adern, hüpfenden Fröschen und Schmerzen zu tun hat:

Nach so etwas lechzen Fußballfans: Die ersten drei Mannschaften der Bezirksliga sind drei Spieltage vor Saisonende punktgleich (jeweils 61 Zähler). Und mit der TSG Nattheim und dem FV Sontheim treffen am Sonntag, 21. Mai, zwei von ihnen direkt aufeinander (15 Uhr). Das Ziel ist ganz klar, die Meisterschaft. Dafür tun Trainer und Spieler alles. Doch nicht nur die. Sowohl bei der TSG Nattheim, als auch beim FV Sontheim gibt es ganz besondere Fans und Betreuer, die im Hintergrund ihren Teil zum Erfolg beitragen.

Eine Legende in Nattheim ist Armin Haas. Wobei: „Legende würde ich nicht sagen. Das sind für mich andere, zum Beispiel Matthias Hauf“, schränkt der 44-Jährige ein. „Eher ein Urgestein, das passt“, schiebt Haas nach. Aber: Armin Haas stieg mit der TSG von der Kreisliga B bis in die Bezirksliga auf. Und seine zwei Jahre beim SV Großkuchen, mit dem er in die Landesliga preschte, sollen auch nicht unerwähnt bleiben. 2010, mit dem Aufstieg in die Bezirksliga, beendete Haas seine Karriere mit 32 Jahren ganz bewusst. „Es war ein ganz guter Cut“, sagt er.

Armin Haas unterstützt die TSG Nattheim beim Sponsoring

Doch er blieb seiner TSG treu. „Bei mir war es eine klassische Fußballer-Evolution“, beschreibt Haas. „Zuerst habe ich eine kurze Pause eingelegt und etwas Luft geholt. Da habe ich ein paar Kilo draufgesattelt. Dann bin ich bei den Alten Herren eingestiegen, wurde Jugendtrainer und bin noch immer Teil des Jugendleitungsteams.“ Als Softwareentwickler unterstütze er die TSG Nattheim beim Sponsoring oder bei den Social-Media-Aktivitäten.

Und er schwärmt von der aktuellen Mannschaft. Natürlich auch von Bernd Klein, mit dem er selbst zusammengespielt hat und 2005 von der B- in die A-Staffel aufgestiegen war. „Bernd tut mit seiner Art, seiner Präsenz und seiner Größe der Mannschaft einfach gut“, sagt Armin Haas. „Und klar: Wir haben auch andere Superstürmer wie Patrick Brümmer, der pfeilschnell ist oder Fabian Horsch, der auch aus der zweiten Reihe gefährlich ist.“

Brümmer, der längere Zeit krank ausgefallen war, könne dabei zum „Gamechanger“ werden, ist sich Haas sicher. „Er lebt vom schnellen Umschaltspiel.“ Überhaupt wählt Haas ein interessantes Bild, als er die Nattheimer Angreifer beschreiben soll: „Wenn ich Abwehrspieler wäre und sie würden vor mir stehen, würde mir das Blut in den Adern gefrieren“, sagt der ehemalige TSG-Kicker – und muss lachen.

TSG Nattheim: Charakter und Mentalität der Mannschaft reicht zum Aufstieg

Schon jetzt sei die Saison der größte sportliche Erfolg in der Geschichte der TSG Nattheim. „Man spürt auch im Umfeld des Vereins, dass alle stolz darauf sind, was die TSG erreicht hat“, sagt Armin Haas. „Das ist einfach genial.“ Er sei von einem Aufstieg überzeugt. „Das Team hat die Mischung, die Mentalität und den Charakter, die es dazu braucht.“ Und mit Maximilian Laible einen sehr guten Trainer. „Er weiß, dass wenn ein Ball hüpft, kein Frosch drin sitzt“, lobt Haas auf die schwäbische Art und Weise.

Nun freue er sich aber zunächst einmal auf das Spitzenspiel gegen den FV Sontheim. Wie die Partie, die er mit seinem Sohn Julian anschauen werde, ausgeht? „Angesichts der Offensivqualitäten der beiden Teams wird es kein 0:0 geben“, ist sich Haas, der einst mit Sontheims Coach Sebastian Knäulein bei Hartmann zusammengearbeitet hat, sicher. „Es wird eher ein 3:2.“

Doch wie das mit Tipps so ist, hat Miriam Maier zum Ausgang der Partie eine andere Meinung. „Auch ich gehe von einem torreichen Spiel aus, Sontheim gewinnt aber 4:3“, sagt die 22-Jährige, die eine ganz besondere Verbindung zum FV Sontheim hat. Seit Juli 2021 ist Maier Physiotherapeutin bei den Fußballern – und kümmert sich damit um kleinere und größere Wehwechen.

Miriam Maier: Fußballer klagen oft über schwere Beine

Worüber am häufigsten geklagt wird? „Über schwere Beine nach den Spielen“, sagt die Herbrechtingerin, die selbst beim RSV Hohenmemmingen Fußball spielt und somit aus eigener Erfahrung weiß, wo’s beim Fußball mal zwickt. Für sie heißt es häufig: Muskeln und Faszien lösen. Ob das weh tut? „Oh, ja, das ist oftmals eine schmerzhafte Angelegenheit“, sagt Maier. Manche Kicker jammern mehr, andere weniger. Namen möchte sie aber nicht nennen. Denn: Was im Behandlungsraum gesprochen wird, bleibt auch im Behandlungsraum.

Nach dem Abitur am Max-Planck-Gymnasium hat sich Maier ganz bewusst für eine Ausbildung zur Physiotherapeutin entschieden. Und kam über Umwege zum Engagement beim FV Sontheim. Als Teil des Teams, Trainer Sebastian Knäulein fragt durchaus auch mal an, wie belastbar ein Spieler sei, bekommt Miriam Maier natürlich auch die Stimmung unmittelbar mit.

In der vergangenen Saison, in der der FV Sontheim aus der Landesliga abgestiegen war, sei diese gedämpft gewesen. Allerdings vor allem aufgrund der vielen Langzeitverletzten. Umso schöner sei es, dass es nun sportlich wieder so gut laufe, sagt Maier. „Ich freue mich für die Jungs, das haben sie sich verdient“, sagt sie im Hinblick darauf, dass der FVS nun Tabellenerster ist.

Miriam Maier: Pause wegen einer Knieverletzung

Allerdings punktgleich mit der TSG Nattheim und dem 1. FC Germania Bargau. Auch für sie als Fußballerin und Fußballfan sei es eine ganz besondere Situation. Maier bedauert jedoch, dass sie am Sonntag in Nattheim nicht dabei sein kann. Vor zwei Wochen hat sie sich nämlich bei einem Zweikampf schwer verletzt. Im Knie habe es „klack“ gemacht, beschreibt sie. Eine genaue Diagnose hat sie zwar noch nicht, aber es bestehe der Verdacht auf einen Kreuzbandriss und einen Bruch der Kniescheibe. Das heißt für Miriam Maier: ran an die Krücken.

Das Spitzenspiel möchte sie über einen Liveticker verfolgen. Doch wer kümmert sich anschließend um die schweren Beine der Sontheimer Kicker? „Das ist eine gute Frage“, sagt Maier. „Wahrscheinlich die Blackroll.“

Spitzenspiel am Sonntag, 21. Mai

Am Sonntag empfängt der Tabellenzweite TSG Nattheim Spitzenreiter FV Sontheim (beide haben 61 Punkte). „Jetzt sind wir die Gejagten“, sagt Sontheims Trainer Sebastian Knäulein. Die Sontheimer standen in der laufenden Spielzeit noch nie auf dem ersten Tabellenplatz. Der Tabellendritte Germania Bargau, der ebenfalls 61 Punkte hat, spielt zu Hause gegen die DKJ Schwabsberg/Buch um den bislang erfolgreichsten Torschützen der Liga, Fabian Ehrmann (31 Treffer).